18. September 2020
Wisst ihr noch, damals, vor 70 Jahren – das erste Wismut-Spiel unter Flutlicht …
Heute vor 70 Jahren, am 18. September 1950, trat Wismut in Bergen (Vogtland) zu ihrem ersten Flutlichtspiel in der damals noch jungen Geschichte an. Das Sportlerheim der BSG Turbine Bergen-Trieb sollte an diesem Tag eingeweiht werden.
Bergen – Flutlicht – 1950? Wie soll denn das gehen? Größenwahn? Gewöhnlich ging damals um 19 Uhr das Licht aus – Strom war knapp. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Und der Weg führte über die Bekleidungswerke Bergen, sie produzierten Uniformen für die Polizei, zum späteren Armeegeneral der DDR, Heinz Hoffmann. Dieser war damals Chef der Polizeistreitkräfte in Sachsen.
Es war im Sinne der jungen Republik, für kulturelle Veranstaltungen Strom zur Verfügung zu stellen. Vor dem Spiel sollte eine Polizeikapelle spielen, womit der Bogen zu einer kulturellen und propagandistischen Veranstaltung gegeben war. Es gelang tatsächlich, Heinz Hoffmann nach Bergen zu holen. Strom – plötzlich kein Thema mehr. Denn die Kapelle benötigte Strom …
Heinz Hoffmann erschien in einer großen offenen Limousine, die Polizeikapelle spielte. Er propagierte auf dem Balkon des Sportlerheims den Sieg des Sozialismus. Der genehmigte Strom für die Polizeikapelle erhellte den Sportplatz. Bergen sah vermutlich als zweite Gemeinde in Deutschland ein Flutlichtspiel. Die erste deutsche Flutlichtanlage (24.000 Watt) wurde am 31. Dezember 1949 vor 22.000 Zuschauern beim Spiel der SG Friedrichstadt gegen eine Auswahlelf der DDR im Heinz-Steyer-Stadion in Dresden eingeweiht.
3.500 Zuschauer umsäumten in Bergen das Fußballfeld und sahen einen spannenden Kampf, den Wismut mit 6:1 gewann. Die provisorische Lichtanlage hielt durch, es war ein „Spiel im Dämmerlicht“. Die Malerfirma Schmidt strich die damals braunen Lederbälle mit einer weißen Farbe an, um den Ball besser (überhaupt?) zu sehen. Das Spiel dürfte somit auch aus diesem Grund in die Geschichte eingegangen sein. Es wurde tatsächlich mit einem „weißen“ Ball gespielt! Wie lange die Farbe an dem Ball hielt, ist nicht mehr zu ermitteln.
Der Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung der SV Turbine Bergen – vielen Dank!